Kaum das uns der Alltag
in Deutschland wieder hatte und die Urlaubsfotos von der Entwicklung zurück
waren stand fest, das war unglaublich, das brauchen wir noch einmal. Es
sollte sich herausstellen das wir nicht die Einzigen waren die von diesem
Land, den Eindrücken und der ganzen Tour fasziniert waren. Es gab keine
Zweifel, 1998 wird es eine neue Fahrt zu den Eisenbahnen in der Ukraine
geben. Schließlich gab es noch viel zu entdecken. Nach vielen Verhandlungen
und Schriftverkehr war der Start am 11.04.1998 Gewissheit, wobei die
ukrainischen Geschäftsmanieren und die Sprachbarriere sicherlich nicht
hilfreich gewesen sind.
Dann endlich war es soweit, vor uns stand der D 345 in Berlin
- Lichtenberg nach Kiew und wartete darauf von uns bestiegen zu
werden. Als der Zug den Bahnhof verließ hörte man in einigen Abteilen
ein blechernes Klicken und die Stimmung der Truppe stieg auf Bestform.
Schließlich kannte man sich und die 97er Fotos mussten ja auch
noch ausgewertet werden, und was man darauf alles erst zu Hause
entdeckt hatte. Das die vermeintliche 2TE10M eine 3TE10M ohne
Mittelteil war und, und, und... Die deutsch - polnische Grenze
wurde ohne Probleme passiert und es wurde immer ruhiger auf den
Gängen. Den nächsten Morgen befanden wir uns in Warschau Ost,
wo unserem Zug noch Kurswagen und ein ukrainischer Speisewagen
beigefügt wurden. Der Versuch, bei diesem längeren Aufenthalt,
etwas zu essen oder einen Kaffee zu erstehen scheiterte, da in
Polen Feiertag war. Nur ein paar Hartgesottene fanden und getrauten
sich in eine Bahnhofskneipe. Wobei man beim Verzehr seines Frühstücks
schneller sein musste als die Tauben auf dem Tisch. Am Mittag
wurde Gebrauch vom Speisewagen gemacht, wo leckerer Borschtsch
und Beefsteaks auf der Karte und dann wenig später auf dem Tisch
standen.
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Die nachmittägliche
Grenzpassage in die Ukraine behält Rico in guter Erinnerung. Denn der
Versuch in der Umspuranlage aus dem leichtgeöffneten Fenster zu
fotografieren sollte ihm nicht gelingen. Sofort kamen 2 Grenzer ins Abteil
gestürmt und forderten uns auf den Film herauszugeben, da sonst diese
Abteilbesatzung die Heimreise antreten könnte. In weiser Voraussicht das
der Verursacher garantiert in Polen irgendwo sein Ende findet, zückte Rico
seine Kamera. An dieser wurde wie in einem Agentenfilm die Filmklappe
geöffnet und das Negativ herausgezerrt, dieses wurde ihm dann mit
vielsagender Miene zurückgegeben. Noch einmal Glück gehabt, und alle waren
froh als sich der Zug weiter in Richtung Kowel in Bewegung setzte. Dort
trafen wir um 20.18 ukrainischer Zeit (1 Std. plus) ein, wo uns schon das
Sonderzugpersonal auf dem Bahnsteig erwartete. Sogar die Zugmusikanten
spielten ein Begrüßungsständchen. Dieses Spektakel verfolgten die wartenden
Passagiere auf dem überfüllten Bahnhof. Welche besonderen Personen sind da
wohl gerade angekommen?
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Nach dem Bezug der
Abteile und dem üppigen Empfangsessen lies man den Tag im Bar- oder
Musikwagen ausklingen. Der nächste Morgen begann mit der Fahrt nach Rawa -
Russkaja, dort stand die Besichtigung der TE - Reserve auf dem Programm.
Zuglok war die weinrote, schalldämpferlose M62-1271. Als wir dort ankamen
gab es lange Gesichter, die komplette Abstellanlage war besenrein, nichts
außer dem Wasserkran und einem kleinen zweiständigen Lokschuppen war übrig.
Die Lokomotiven sind einige Wochen vor unserem Besuch verschrottet worden,
sagte uns ein Arbeiter. Dieser reparierte gerade seinen Saporoschez auf der
Grube des nun überflüssigen Depots. Na das fängt ja gut an, dachten wohl
fast alle in diesem Moment. Aber unsere laut böllernde M62 und die
folgenden Fotohalte auf der Fahrt nach Lwow (Lemberg) besserten unsere
Laune auf.
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In dieser
geschichtsträchtigen, 810 000 Einwohnermetropole sollte dann auch der erste
Lokwechsel stattfinden. Und so tauschten wir unsere M62-1271 gegen die
grüne M62-1273, die nicht leiser ihren Dienst verrichtete und uns nach
Sarny bringen sollte. Die wenigen Fotohalte wurden kaum wahrgenommen, da
das Wetter einen lieber zum Verweilen im Zug veranlasste.
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Am nächsten Tag wartete
nach dem Frühstück der Bus vor unserem Touristenexpress. Es war
Schmalspurtag angesagt und wir sollten ca. 100 km nach Saretschnoje
geschaukelt werden. Als wir dann endlich in diesem Dorf ankamen gab es nur
noch ein Problem, wo ist der Bahnhof? Wie immer begleitete uns Micha, der
sonst immer vorn auf den Lokomotiven unsere Fotohalte organisierte und als
Lehrlokführer im Depot Korosten tätig ist. Nach einigen fehlgeschlagenen
Versuchen des Busfahrers das Objekt der Begierde zu finden reichte es ihm.
Er ließ den Bus stoppen und fragte bei einem Eingeborenen nach. Diese
Situation war sehr komisch, da Mischa seine gut dekorierte
Eisenbahneruniform trug. Man kann sich leicht vorstellen was der Befragte
wohl in diesem Moment dachte! Endlich angekommen erwartete uns die grüne
TU2-039 mit einem GmP. Die zwei Flachwagen hinter der Lok waren für
angenehmeres Wetter zum mitfahren bestimmt. Es war aber so eisig, das wir
die geschlossenen Personenwagen vorzogen. In diesen schwitzte aber auch
keiner. Das sollte sich aber gleich ändern, als die Tür aufflog und ein
Mann mit einer Flasche selbstgebrannten Wodka herein kam. Er wurde uns als
Chef der Schmalspurbahn vorgestellt und wir sollten doch alle mal einen
Schluck von seinem Getränk probieren. Na sdorowje! Da aber keiner Lust
hatte morgens hochprozentiges in sich zu schütten, kam die Flasche kaum
geleert wieder bei ihm an. Er schaute in die Runde und genoss den Rest.
Unser Züglein fuhr durch moorige Wälder, riesige Felder und kleine Dörfer,
von denen vielleicht nur wenige wissen das es sie gibt. Da waren wir
natürlich die Attraktion, als wir im Bahnhof von Beloje stundenlang auf
eine Überholung warteten. Dort gab es Formsignale, deren Zweck uns
unverständlich erschien. Sie besaßen wohl nur Symbolcharakter, denn obwohl
unser Zug umsetzte ging das Einfahrsignal nicht auf Halt.
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Ein Feuer zum Aufwärmen
wurde entzündet und die Dorfgemeinde schaute zu. Die Aufregung schien wohl
auch dem Personenzug zu gelten, der dann endlich eintraf. Geführt von der
blauen TU2-062 verlies dieser dann den Bahnhof und wir überlegten wann wohl
der nötige Blockabstand erreicht werden würde. Am Abend ereichten wir
Antonowka, im Depot der kleinen Bahn gab es TU2, TU7 und einen Schneepflug
zu sehen. 106 km Schmalspur lagen hinter uns, bei einigen von uns war die
Schmerzgrenze überschritten. Man begab sich zum Dzscherelo - Zug, der
bereits im Breitspurbahnhof auf uns wartete. Der Abendbrottisch war
gedeckt, danach heiße Dusche und ab ins Bett. Es hatte gelangt für diesen
Tag, zum feiern im Barwagen war niemand mehr zu begeistern. Die Nacht
nutzte man um die Touristen nach Kowel zu überführen, denn dort sollte das
Programm des nächsten Tages beginnen.
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Nach dem morgendlichen
Mahl begab sich dann die Gruppe zu Fuß ins dortige Depot. Sehr interessant
ist, dass da auch Normalspurmaschinen gewartet werden können. So die
M62-1408, die sich willenlos von uns ablichten ließ. Sonst fanden wir bei
unserem Besuch die üblichen Baureihen vor. Auch die ungarischen
Dieseltriebwagen vom Typ D1 kannte man schon. An der Loktankstelle wurden
die privaten PKW aufgetankt, vielleicht weil man wieder keinen Lohn
bekommen hatte. Auf dem Rückweg musste noch das Dampflokdenkmal auf dem
Bahnhofsvorplatz aufs Negativ gebannt werden. Die grüne Su stand mit
geöffneter Rauchkammertür da, wie zum Löscheziehen bereit. Alle
Eisenbahnfans wieder im Zug? Ja.
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Es konnte also
weitergehen und zwar Richtung Sarny, gezogen von 2M62-1111. Wenn da das
Mittagessen nicht schmeckt! Es folgten Fotohalte auf der Gorynbrücke und
vor der Kulisse des Atomkraftwerkes von Manewitschi. Nur das Wetter spielte
nicht mit, aber daran hatten wir uns schon fast gewöhnt. Im dem großen
Bahnhof der Stadt am Slutsch angekommen, war man sich wohl nicht so einig,
wo man den Zug abstellen sollte. Schließlich musste er bis zum nächsten Tag
hier bleiben, es wurde hin und her rangiert. Danach war Freizeit, wer
wollte konnte sich die hiesige Depot -Außenstelle ansehen. Andere
versuchten einen Pümpel käuflich zu erwerben, der wurde zur Aufwertung des
abendlichen Kulturprogramms im Barwagen dringend benötigt. Dieses
Unterfangen war aber nicht von Erfolg gekrönt, wer konnte schon den
Marktfrauen erklären was wir wünschen. Wieder andere versuchten einen
streikenden SKL zu reparieren der nicht anspringen wollte und mit Fackeln
auf Betriebstemperatur gebracht wurde. Und da war da noch ein seltsamer
Dieseltriebwagen. Mehrfach fotografiert wurden seine Insassen auf uns
aufmerksam. Nach kurzen Erklärungen was wir hier treiben bat man doch
reinzukommen. Was folgte war klar, diverse geistige Getränke mussten
unbedingt verkostet werden. Die Stimmung war nach so einem Nachmittag
natürlich Klasse, der Höhepunkt war erreicht als der Nachtkoch mit dem
heißersehnten Abflussreinigungsgerät aus seiner Küche in den Barwagen
stürzte. Nun war es soweit, der 1. Pümpel - Fun - Klub konnte gegründet
werden. Die ausgiebige Feier hinterließ ihre Spuren. Einige
Reiseteilnehmer, unter ihnen auch die Cargozwillinge, wurden gerade noch
rechtzeitig wach. Denn der Zug schaukelte bereits wieder, gezogen von einer
russischen Schnellzugdampflok der Baureihe P36. Sie steuerte schon den
ersten Fotohalt an. Es sollte die Slutschbrücke bei Sarny sein.
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Das absolute Highlight
dieses Tages lag aber im Wald. Während wir so dahin fuhren brach auf einmal
Panik im Zug aus. Da lag eine TE3 auf der Seite, so wie man es von der
Modelleisenbahn kennt. Der Zug bremste und alles stürmte zu den Ausgängen.
Aber Micha war auf der Lok und er wusste was er tat, wir fuhren weiter.
Total entsetzt forderten wir einen Halt, aber es wurde etwas von Verspätung
gemurmelt. Wahrscheinlich war es besser so, denn der Aufenthalt dort hätte
wohl wirklich den Verkehr auf der eingleisigen Hauptstrecke für diesen Tag
beendet. Die Dolmetscherin versuchte uns die eigenartige Lage der Lok mit
Platzbedarf in diesem Anschlussgleis zu erklären. Bei den folgenden
Fotohalten zeigte sich sogar ab und zu die Sonne.
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Am Nachmittag erreichten
wir Korosten. Wer wollte konnte sich das Depot anschauen oder seine
Freizeit zum Stadtbummel nutzen. Am Abend ging es 304 km über Kiew nach
Grebenka, wo es am nächsten Vormittag mit einer 2TE10L Richtung Poltawa
gehen sollte.
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Und so setzte sich am
Morgen die 2TE10L-2093 vor unseren Zug. Sie brachte uns zur ersten
Zwischenstation nach Romodan, wobei zahlreiche Fotohalte stattfanden. Wir
besichtigten das Depot und hatten dann noch etwas Zeit dem Treiben auf dem
Bahnhof zuzuschauen. Ein keimiger Personenzug mit einer TEP60 an der Spitze
wurde bereitgestellt. Sonst gab es nichts außergewöhnliches zu sehen. So
setzten wir unsere Fahrt fort. Am späten Nachmittag erreichten wir Poltawa.
Nun hatten wir Zeit um die Stadt ein wenig zu erkunden. Das Zentrum liegt
aber einige Kilometer entfernt vom Bahnhof. Wir schafften es aber nur bis
zu einem kleinen Kiosk mit Biergarten. Danach entschlossen wir uns noch
Nachtaufnahmen zu machen.
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Der nächste Tag begann
mit dem Depot Poltawa. Hier standen grüne und braune TEP60, einige TEP70,
2TE116 und ChME3 rum, außerdem noch einige abgestellte Dampfloks. Nur
Wummen gab es hier nicht zu sehen. Voller Stolz präsentierte man uns die
neue Unterflur-Radsatzdrehbank der Werkstatt. Als wir zum Bahnhof
zurückkehrten hatten bereits zwei TEP60 unseren Zug bespannt. Noch einige
Fotos und es sollte losgehen. Doch Halt! Was war das? Hinter einer Mauer
entdeckten wir plötzlich eine 3M62. Bei genauerem Hinschauen waren noch
mehr M62 auszumachen. Klasse, wir hatten neben einem Lokausbesserungswerk
für diese Loks geschlafen und keiner hatte es gewusst. Aber nun blieb keine
Zeit mehr, alles betteln und bitten der M62-Fans brachte nix, wir mussten
los. So hatte man wenigstens einen Grund gefunden auch 1999 so eine Reise
zu veranstalten. Das Wetter ließ wieder stark zu wünschen übrig, so dass
wir unsere Aktivitäten mehr auf den Barwagen als auf Fotohalte
konzentrierten. Krementschug hieß das nächste Ziel. Im dortigen Depot gab es
außer ChME3´s nicht viel Interessantes. Nur die Schilderdiebe konnten
erfolgreich zuschlagen, als zwei Schrottloks zur Plünderung freigegeben
wurden. Inzwischen wurden unsere Zugloks gegen eine 2TE116 getauscht,
welche uns nun bis Snamenka brachte.
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Dort standen wir die
ganze Nacht um am nächsten Tag das Depot anzuschauen. In langen Schlangen
warteten Elloks auf ihre nächsten Einsätze. Außerdem waren einige
abgestellte Dampfloks der Baureihen ER und SO zu sehen. Auch die
"Straße der Aktivisten" fand unsere Bewunderung. Die erste
heutige Etappe führte bis Zwetkowo, wofür die WL60-1445 für Vortrieb
sorgte. Der durchhängende Rahmen der Lok faszinierte uns. Übrigens war
heute Ostern in der Ukraine, eine Woche später als bei uns zu Hause. Da
dieses Fest hier einen hohen Stellenwert besitzt, wurde zum Frühstück ein
Glas Wodka gereicht und es gab einen traditionellen Osterkuchen. Lecker!!!
Kurzum, eigentlich war das ganze Land am feiern und trinken. Dies bekamen
wir im Depot Zwetkowo zu spüren. Keiner empfing uns, nur der
Heizlokbediener war anwesend. Tja, was sollten wir nun machen. Vielleicht
könnte man ja mit dem dampfenden Rußkübel was anfangen. Mal fragen, vielleicht...
Doch da war es schon passiert, der Bediener flanschte seine Lok schon ab
und schoss mit schleudernden Rädern aus den Überesten des Lokschuppens. Auf
uns rieselte ein Rußregen nieder, aber das störte keinen. Angestachelt
durch unsere Begeisterung flitzte er nun pfeifend und mit weit
aufgerissenem Regler im Depot hin und her. Bis plötzlich die Pfeife sich
vom Kessel verabschiedete und ins Feld flog. Völlig entgeistert betrachtete
der Maschinist nun den leeren Stutzen auf dem Kesselscheitel. Ein
Reiseteilnehmer hatte das Teil bereits geborgen und reichte es ihm. Nach
der Reparatur ging das Spektakel weiter, bis der Chef kam. Dieser lud uns
nun erst mal alle zu sich nach Hause ein, Platz und Wodka wäre für alle
vorhanden.
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Wir mussten aber
ablehnen, da der Fahrplan drängelte, und ließen uns noch die Lokreserve
zeigen, wo sich viele 2TE10M, ChME3 und einige Dampfloks befanden.
Überwältigt von den Eindrücken ging es zurück zum Zug und mit diesem weiter
nach Korosten.
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Um Mitternacht
begann nun, was uns die Kellnerinnen nicht glauben wollten - drei
Geburtstagsfeiern hintereinander. Wir schlugen vor, dass sie doch
im Zweischichtsystem arbeiten sollten. Sie lehnten ab, doch. Thomas
(am 20)., Andreas (am 21.)und Maik (am 22. April) wollten hochleben.
Und das Schlimme war, dass die Stimmung mit den Tagen zunahm und
es keinerlei Ermüdungserscheinungen gab. Die Zugkapelle bot musikalische
Untermalung. Am nächsten Morgen begrüßten uns dicke Regenwolken,
als sich TE 5653 und 5265 in Korosten vor unseren Zug setzten.
Auf Fotohalte hatten heute nur Hartgesottene Lust, die meisten
nutzten die Zeit um fehlenden Schlaf nachzuholen. Ein kurzer Besuch
im Depot Schepetowka beendete das offizielle Programm für Heute.
Jetzt begann wieder das Geburtstagsprogramm, während der Zug nach
Ternopol weiterrollte. Um Mitternacht erfolgte die Übergabe des
Staffelstabes an den nächsten Jubilar. Das es wieder spät wurde
kann sich wohl jeder denken. Trotzdem wollte jeder mitkommen in
die Großbäckerei von Ternopol. Diese besitzt einige TE2 als Rangierlokomotiven.
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Die Loks hatten wir
bereits im Vorjahr entdeckt, hatten damals aber keine Möglichkeit diese zu
besichtigen. Wer wollte durfte selbst im Betriebsgelände ein wenig fahren.
Danach begaben wir uns in das Staatsbahndepot, wo wir M62, ChME3 und
DR1A-Triebwagen sahen. In der Zwischenzeit hatte sich die 2M62u-0174 vor
unseren Zug gesetzt, mit der es bis Tschertkow gehen sollte. Das gute
Wetter ließ auch die Aktivitäten wieder steigen. In Tschertkow sollte uns dann
ein weiterer Höhepunkt der Fahrt erwarten. Mit zwei Wagen unseres Zuges,
gezogen von der TGM3-2568, bereisten wir die Stichbahn nach Butschatsch.
Dabei erregten wir bei den Anwohnern ein wenig Aufsehen. Wann verirrt sich
schon mal ein Tourist in diese Gegend. Als wir an einer Brücke einen
Fotohalt machen wollten, wurden wir vom Brückenposten daran gehindert. Er
hatte eine Kalaschnikow dabei, so dass wir uns lieber zurückzogen. Nur der
Chef von Dzscherelo blieb zurück, was allerdings erst viel später auffiel.
Aber alles kein Problem, denn wir kamen ja bald wieder zurück und konnten
ihn dort einsammeln. In der folgenden Nacht bleiben wir im Bahnhof
Tschertkow mit dem Zug. Dort wurde dann auch Maiks Geburtstag gefeiert.
Totenstille auf dem gesamten Bahnhof, nur aus einem Wagen drang Lärm. Im Barwagen
war wieder mal die Hölle los. Es ging bis in die Morgenstunden, aber den
Depotbesuch ließ man sich trotzdem nicht entgehen. Einige weitere TGM3 gab
es dort. Als unsere Zuglok umsetzte gab es auf einmal einen Knall. Ein Kran
der gerade zwei Güterwagen entlud machte einen Satz und der Kranführer
stieg benommen ab. Der Lokführer hatte die nicht profilfrei stehenden Wagen
übersehen. 2M62-1071 sah nun nicht mehr so gut aus. Sie zog aber trotzdem
unseren Zug bis Kolomyja.
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Wieder regnete es und
Fotohalte fanden nur an wirklich sehenswerten Stellen, wie z.B. der
Dnjestr-Brücke, statt. Im Depot von Kolomyja sahen wir dann auch die TE3,
welche wir eigentlich für den heutigen Tag bekommen sollten. Aber sie war
kaputt. Außerdem trafen gerade auch die Dampfloks für den nächsten Tag ein,
die L-3535 und die EM 735-72. Mit diesen ging es durch die Karpaten bis
nach Berlebasch. Von dort geht die Strecke weiter nach Rumänien, sie ist
aber kaum befahren. So schauten uns die Leute etwas verdutzt an, während
wir die schöne Landschaft genossen. Auf einmal hielt der Zug und wir
stiegen aus. Dem staunenden Publikum wurde der Mittelpunkt Europas
präsentiert. Wir wissen bis heute nicht, wie der in die Ukraine gekommen
ist. Von hier aus ging es dann wieder zurück.
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Der letzte Abend im Zug
war nun gekommen, und unsere Dolmetscherin Natascha fand, dass man zum
Abschied eine Diskothek im Barwagen veranstalten könnte. Nachdem wir uns
wie üblich bei dem Personal bedankt hatten konnte es losgehen. Aus den
Lautsprechern des Barwagens krächzte Tanzmusik. Um auch Bewegungsfreiheit
zu schaffen wurden einige Tische nach oben geklappt. Unsere Bedienungen und
die Dolmetscherin machten sich als Tanzpartnerinnen nicht schlecht. Und so
verlebten wir wieder einen unvergesslichen Abend im Dzscherelozug. Als wir
am nächsten Morgen im Bahnhof Lwow standen schliefen die Cargozwillinge
noch tief und fest. Doch am Abend sollten wir die Grenze passieren und so
ließ der Fahrplan keinen Spielraum. WL10-1487 brachte uns dem Urlaubsende
immer näher. Dies bewältigte sie so schnell, das in Uschgorod noch Zeit für
eine Stadtbesichtigung war. Die Cargozwillinge zogen es allerdings vor mit
einigen anderen Reiseteilnehmern und Bediensteten des Zuges die letzten
Getränkereserven des Zuges unter blühenden Kirschbäumen zu genießen. Die
letzten Fotohalte und das anschließende Abendessen folgten, und schon war
Tschop ereicht. Die Zollkontrolle musste zu Fuß absolviert werden, was
diverses Altmetall im Gepäck erschwerte. Die Türen der Grenzstation
öffneten sich für uns als der "Dukla" am Bahnsteig stand. Dieser
sollte die Reisegruppe bis Prag bringen. Ein kurzes Winken durch die
geschlossenen Abteilfenster und der Dzscherelozug samt seinem netten
Personal war Erinnerung. Aber die Gründe für eine Reise im kommenden Jahr
waren ja bereits gefunden...
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zurück zu
den Cargozwillingen
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